Gut ein Jahr ist mittlerweile vergangen seit das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) gegründet und dem Kreiskrankenhaus Frankenberg angegliedert wurde. Grund genug aus Sicht des CDU AK Soziales, Familie und Gesundheit gemeinsam mit der CDA nachzufragen, wie die sich die Einrichtung entwickelt hat und ob die geplanten Synergieeffekte aus der Kooperation mit dem Krankenhaus eingetreten sind.
Hans-Dieter Segschneider, Geschäftsführer des Kreiskrankenhauses, und Frau Dr. Ilona Steger nahmen sich die Zeit, vor den interessierten CDU Mitgliedern eine bemerkenswert offene Bilanz zu ziehen und einen Erfahrungsbericht über die vergangenen Monate abzugeben.
Im ersten Jahr wurden am Standort „Ledermühle“ 5000 Kassenpatienten, 1000 Arbeitsunfälle, 250 Privatpatienten und 150 Ästhetische Eingriffe durchgeführt bzw. behandelt. Aus Sicht von Frau Dr. Steger seien die Zahlen steigerungsfähig.
Insbesondere bestünde in der Bevölkerung die irrige Annahme, dass seit der MVZ-Gründung keine ästhetischen Eingriffe mehr erfolgen würden und auch Privatpatienten nicht mehr das frühere Leistungsspektrum erhielten. „Dem ist nicht so“, widersprach Dr. Steger energisch, „es ist nur ein zusätzliches Leistungsspektrum hinzugekommen.“ Gerade in der Schönheitschirurgie arbeite man mit einem anerkannten Spezialisten der plastischen Chirurgie aus Warburg zusammen. „Marketing gerade für das Themenfeld der ästhetischen Behandlung zu betreiben, wird nun einer der Schwerpunkte, die wir uns für das zweite Jahr vorgenommen haben“ betonen Segschneider und Steger.
Ein Problem der Anfangszeit, dass – so die beiden Referenten – leider immer noch anhalte, sei das Misstrauen und die Ablehnung der niedergelassenen Fachkollegen. Hier sei weiter das erklärte Ziel, Ängste abzubauen und klar zumachen, dass beide Seiten von einer Zusammenarbeit profitieren könnten. „Es ist mitnichten unser Ziel, Praxen kaputt zu machen oder zu verdrängen“, führte Geschäftsführer Segschneider aus.
Für das MVZ spreche die hohe qualifizierte ambulante Versorgung in ansprechendem Ambiente und kurze Wartezeiten. Die Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus habe sich mittlerweile gut eingespielt. Aktuell seien die Arbeitsschwerpunkte auf der normalen und der Sport-, Hand- und Fußchirurgie.
Am 1. April 2009 wurde das MVZ gegründet um im Rahmen des erweiterten Krankenhausbetriebs neben der stationären Versorgung auch andere Versorgungsformen wie ambulante, vor- und nachstationäre sowie Rehabilitationen anzubieten. Wissenschaftliche Studien sahen und sehen darin den Trend der Zukunft, da die Beschränkung auf die stationären Leistungsinhalte als nicht mehr wirtschaftlich und zeitgemäß angesehen werden.
Ein weiteres Thema, besonders für die Gäste aus dem Südkreis interessant, waren die Ausführungen von Herrn Geschäftsführer Segschneider zu der aktuellen Situation des Krankenhauses sowie die Darstellung der Herausforderungen in der Zukunft. Besonders beeindruckt zeigten sich die Gäste von der wirtschaftlichen Entwicklung des Hauses. Bei Übernahme des Krankenhausbetriebs durch Geschäftsführer Segschneider im Jahr 2005 begann man mit einem Minus von 1,3 Millionen Euro. Trotz der schwierigen Situation auf dem Gesundheitsmarkt, das Korsett durch den Gesetzgeber, Krankenkassen und der Kassenärtzlichen Vereinigung habe man im Jahr 2009 rund 500.000 Euro Gewinn gemacht, und erstmals seit 2005 an die Mitarbeiter insgesamt rund 350.000 Euro ausschütten können.
Segschneider berichtete zudem von den erfolgten Baumaßnahmen, den angeschafften neuen medizinischen Gerätschaften sowie die Herausforderungen im Personalbereich. In einigen Jahren werden einige ärztliche Koryphäen und Aushängeschilder der Klinik altersbedingt aus dem Krankenhausbetrieb ausscheiden. Bereits heute sei man auf der Suche, um qualifizierte und anerkannte Experten nach Frankenberg zu holen, was alles andere als einfach sei.
Daniela Engelhardt, als Leiterin des AK Soziales, und Pierre Brandenstein, stellvertretender Kreisvorsitzender der CDA, bedankten sich bei den beiden Referenten für den umfassenden Einblick in das Gesundheitswesen und insbesondere in die Situation des Krankenhauses sowie des neuen MVZ.