Mitglieder des Frankenberger CDU-Stadtverbandes und der CDU-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung haben in den vergangenen Tagen auf Einladung des Kreisbauernverbandes einen großen Schweinezuchtbetrieb im Gemündener Stadtteil Grüsen besichtigt, um sich vor Ort über die Auswirkungen auf die Umgebung zu informieren.
„Moderne Stallgebäude arbeiten heute mit Unterdruckverfahren und haben Luftfilter installiert, sodass Geruchsbelästigung nach außen weitgehend vermieden wird“, erklärte der Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes, Matthias Eckel.
Innerhalb des CDU-Stadtverbandes habe es in den letzten Tagen kontroverse Debatten über die Frage der Ansiedlung eines Schweinemastbetriebes nahe Rodenbach gegeben, erklärte der Vorsitzende der CDU Frankenberg, Rainer Hesse.
Beispielsweise Ute Hesse aus Haubern oder Björn Jäger aus Rengershausen würden es für wichtig halten, dass landwirtschaftliche Betätigung nicht im Widerspruch zu Wohnbedürfnissen gebracht werden könne: „Wir leben im ländlichen Raum und daher hat die Landwirtschaft bereits traditionell aber auch wirtschaftlich einen hohen Stellenwert“, so Björn Jäger. „ Auch viele weitere Mitglieder der CDU sehen in einem solchen Schweinemastbetrieb kein Problem“, erklärte der stellvertretende Stadtverbandsvorsitzender Thomas Rampe. Schließlich mache doch unsere durch Landwirtschaft gebildete Kulturlandschaft, die Felder sowie die landwirtschaftlichen Höfe, den Wert und die Qualität des Lebens auf dem Land aus.
Anderer Meinung sind laut Vorsitzenden Rainer Hesse zum Beispiel diejenigen CDU-Mitglieder, welche sich bereits in der Presse geäußert hatten. Denn natürlich biete sowohl landwirtschaftlicher Verkehr als auch die Viehzucht mit tierischen Exkrementen auch Reizpotential und sei nicht unbedingt etwas, was man sich in Nachbarschaft seines Wohngebietes wünsche. Daher nahmen an dem Ortstermin mit dem Kreisbauernverband u.a. auch die unabhängige CDU-Kandidatin Martina Wiechens sowie Junge Unions-Mitglied Tim Winkelmann teil, welche beide im Wohngebiet „Am Sauren Morgen“ sowie „Am Ziegelhaus“ wohnen, also zu den „betroffenen Anliegern“ der aktuellen Diskussion gehören. Beide regten in dem Gespräch mit Matthias Eckel an, dass es gut sei, wenn Kreisbauernverband und die neu gegründete Bürgerinitiative ein gemeinsames Gespräch führen würden.
Die CDU sei ja keinesfalls „per se“ gegen solche Anlagen, sondern wolle nur, dass die Auswirkungen einer Schweinmastanlage gründlich geprüft würden, bevor man einem solchen Vorhaben zustimme, so Hesse. Es war für uns wichtig, schnell das Gespräch mit dem Kreisbauernverband zu suchen. Denn insbesondere in den 12 Frankenberger Stadtteilen spielt Landwirtschaft noch immer eine herausragende Rolle spielt und verhärtete Fronten niemand nützen“, erklärte CDU-Vorsitzender Rainer Hesse: „Wir müssen dabei beide Seiten sehen“. Wichtig sei allerdings bei dem Ortstermin die Erkenntnis gewesen, dass die Geruchsauswirkungen als auch das Verkehrsaufkommen eines solchen Schweinemastbetriebes geringer seien, als zunächst vermutet.
Die CDU spiegele als große Volkspartei und als Stadtverband mit über 100 Mitgliedern das Meinungsspektrum der Frankenberger Bürgerschaft wider. Da sei es nicht verwunderlich, dass auch innerhalb der CDU das Meinungsbild in Bezug auf den Neubau eines Schweinemastbetriebs im Stadtteil Rodenbach auseinander gehe. Dies sei aber nur auf den ersten Blick ein Nachteil, weil durch die Meinungsvielfalt letztendlich beide Aspekte, nämlich die Bedürfnisse der Landwirtschaft und die Bedürfnisse der städtischen Bevölkerung, berücksichtigt würden, ergänzt der stellv. CDU-Fraktionsvorsitzende Thomas Rampe.
Bürgermeister Christian Engelhardt wies abschließend darauf hin, dass die Stadt die Sache nur nach fachlichen / rechtlichen Kriterien beurteilen werde. Gleichwohl sehe sich die Stadt laut Bürgermeister Engelhardt auch in der Verantwortung gegenüber den betroffenen Anwohnern des Baugebietes Wermersdorf/Schräling und des Stadtteiles Rodenbach, in dem sich immerhin 60 % der Bevölkerung gegen die Errichtung einer Schweinemastanlage ausgesprochen haben, die Sache konstruktiv zu begleiten. „Wenn möglich, wollen wir einen Ausgleich der Interessen, zumindest aber gegenseitiges Verständnis erreichen“, so Engelhardt abschließend.